Uniklinik Freiburg

Wertschätzendes Angebot? Mitnichten!

27.06.2022
Wertschätzendes Angebot? Mitnichten! Uniklinik Freiburg


Die Gewerkschaft ver.di fordert für die rund 100 Psychologischen Psychotherapeut*innen in Ausbildung der vier Universitätskliniken im Land eine Eingruppierung entsprechend ihrem Grundberuf als Psychologin und die Anwendung des Tarifvertrages Uniklinken Baden-Württemberg auf die Arbeitsverhältnisse. Die Unikliniken haben in zwei Tarifrunden kein Angebot vorgelegt und bestritten, dass eine Verbesserung der Situation der Psychologischen Psychotherapeut*innen in Ausbildung (PiA) notwendig ist. Am 7. Juni wurden die Tarifverhandlungen fortgesetzt und bereits nach 20 Minuten ohne Ergebnis unterbrochen.

Die Arbeitgeber hatten dieses völlig unzureichende Angebot vorgelegt:

  • Bereitschaft, über die Übernahme von Teilen des Manteltarifvertrages Unikliniken zu verhandeln. Allerdings wurden alle Regelungen, die Geld kosten, ausgeschlossen wie z.B. Überstundenzuschläge.
  • ­Eine Einmalzahlung i.H.v. 800 Euro nach zwei Monaten Beschäftigung als PiA sowie eine weitere Einmalzahlung i.H.v. 400 Euro nach Vertragsende (in der Regel nach 12 Monaten). Das wären 100 Euro mehr pro Monat.

Psychologische Psychotherapeutinnen in Ausbildung sind ausgebildete Psychologinnen (überwiegend Frauen), die ein mind. 5jähriges Studium hinter sich und mit einem Master abgeschlossen haben. Psychotherapeutinnen dürfen sie sich nur nennen, wenn sie weitere 3 bis 5 Jahre eine entsprechende Weiterbildung absolvieren. In dieser Zeit arbeiten sie 6 bis 18 Monate in Kliniken und therapieren selbstständig. Ohne die PiAs könnte die Therapie der Patientinnen und Patienten in den Kliniken nicht aufrechterhalten werden. So auch in den vier Unikliniken. Für ihre Arbeit - in der Regel 26 Wochenstunden - bekommen die PiAs bisher monatlich 1.370 Euro brutto. Zusätzlich zahlen sie für ihre Weiterbildung zwischen 300 und 1.000 Euro im Monat aus eigener Tasche an die meist uniklinikeigenen Weiterbildungs-Institute. ver.di fordert für die PiAs dagegen 2.800 Euro brutto monatlich.

„Die Arbeitgeber betonten, die Arbeit der PiAs wertzuschätzen. Ihr Angebot spricht dagegen eine ganz andere Sprache“, so die Verhandlungsführerin von ver.di, Irene Gölz. „Ihr Angebot bringt für die Kolleginnen keine finanzielle Entlastung und entspricht absolut nicht der Leistung, die diese hochmotivierten Kolleginnen und Kollegen tagtäglich für die Patientinnen und Patienten erbringen.“

Nach Recherchen der Gewerkschaft ver.di wird von zahlreichen Akteuren im Gesundheitswesen gefordert, die PiAs korrekt entsprechend ihrem Grundberuf als Psychologinnen zu bezahlen. Das ist die Entgeltgruppe 13 und zwar für 26 Wochenstunden. So viele Stunden arbeiten die PiAs in der Regel in den Kliniken.

Die Arbeitgeber haben in den Tarifverhandlungen damit gedroht, die Beschäftigung der PiAs einzustellen, wenn ver.di weiter eine Aufwertung der für die Patientinnen und Patienten so wichtigen Arbeit der PiAs fordere. Diese Arbeit könne auch von Psychologinnen oder Ärztinnen gemacht werde Wo diese plötzlich herkommen sollen bei einem Mangel auf dem Arbeitsmarkt, ließen sie im Unklaren.

„So wie sie jetzt ausgestaltet ist, ist die Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin leider nur zugänglich für eine Elite – für diejenigen, die über ausreichend Geld verfügen oder bereit sind, sich sich hoch verschulden. Und das in einem Beruf, der so dringend gebraucht wird. Deshalb haben sich die PiAs in ver.di organisiert und wollen das solidarisch ändern“, so Ingo Busch, Gewerkschaftssekretär bei ver.di Südbaden Schwarzwald.

Nach mehreren Aktionstagen und einem Streiktag im April, erhöhen die PiAs mit ihrer Gewerkschaft ver.di an allen Unikliniken im Land den Druck und weiten die Warnstreiks aus. In Freiburg streiken die PiAs vom 27.Juni bis 1.Juli 2022