Psychiatrie Wiesloch

Psychotherapeut*innen in Ausbeutung!?

Psychologische Psychotherapeutinnen in Ausbildung (PiAs) protestieren am 6. April an der Uniklinik Freiburg
05.04.2022
Psychotherapeut*innen in Ausbeutung!? Psychiatrie Wiesloch


Am 16. März haben die Tarifverhandlungen für die PiAs an den vier Unikliniken in Baden-Württemberg begonnen. Die Gewerkschaft ver.di fordert für die rund 100 Beschäftigten (überwiegend Frauen) eine Eingruppierung entsprechend ihrem Grundberuf als Psychologin und die Anwendung des Tarifvertrages Uniklinken Baden-Württemberg. Die Arbeitgeber haben bisher kein Angebot vorgelegt und bestreiten, dass eine Verbesserung der Situation der PiAs notwendig ist.

„Die Psychologischen Psychotherapeutinnen in Ausbildung fühlen sich an den Kliniken eher in Ausbeutung als in Ausbildung,“ sagt Annika Rohrmoser, selbst PiA und Mitglied der ver.di-Verhandlungskommission. „Sie erhalten mit hoher Kompetenz die Therapie der Patientinnen und Patienten aufrecht, bekommen dafür aber kein Gehalt entsprechend der geleisteten Stunden, setzen freie Zeit für die Weiterbildung ein und müssen zudem für diese viel Geld bezahlen.“

Das wollen die aktuell an den Unikliniken beschäftigten PiAs ändern. Sie haben sich zum Großteil in ver.di organisiert, ihre Forderungen erarbeitet, Unterschriften gesammelt, an die Arbeitgeberin übergeben und die Kündigung des bisherigen Tarifvertrages beschlossen. „Das ist zudem hochsolidarisch, da die PiAs diese Verbesserungen für alle zukünftigen PiAs durchsetzen wollen,“ so Ingo Busch, Gewerkschaftssekretär bei ver.di Südbaden Schwarzwald.

Am 6.4. wollen die PiAs ihren Forderungen an allen vier Unikliniken noch einmal Nachdruck verleihen. An der Uniklinik Freiburg findet die Protestaktion statt um 13.30 Uhr am Hörsaal Killianstrasse.

Die Tarifverhandlungen gehen am 7. April weiter.

Hintergrundinformationen:

Psychologische Psychotherapeut*innen in Ausbildung haben in der Regel fünf Jahre Studium absolviert und einen Masterabschluss als Psychologin oder Pädagogin. Die Weiterbildung zur Psychotherapeutin dauert noch einmal 3 bis 5 Jahre. Die Psychologinnen/Pädagoginnen müssen zudem monatlich zwischen 300 bis 1000 Euro privat für ihre Weiterbildung aufwenden. Im Rahmen dieser Weiterbildung arbeiten die PiAs nach einer Theoriephase für ein bis eineinhalb Jahre an einer Klinik und führen dort selbstständig Psychotherapien durch.

An den Unikliniken erhalten die PiAs für 26 Wochenstunden 1.370 Euro monatlich. Das entspricht einem Drittel der Eingruppierung einer Psychologin. Zudem haben sie Anspruch auf sechs Wochen „ausbildungsfreie“ Zeit, die häufig jedoch dadurch vermindert wird, dass freie Tage für die Weiterbildung eingesetzt werden müssen. 

Ärztinnen absolvieren die Weiterbildung zur Psychotherapeutin im Übrigen in ihrer Assistenzzeit bei vollem Gehalt und alle Regelungen des Tarifvertrages. Sie müssen zudem für ihre Weiterbildung nichts bezahlen.