#SuE 2022 BaWü

Heute 3.700 Streikende in Kitas und schulischem Ganztag

Aufwertung der Sozialen Arbeit - Mehr braucht mehr!
02.05.2022
Heute 3.700 Streikende in Kitas und schulischem Ganztag


Am heutigen bundesweiten Streiktag in Kindertageseinrichtungen und schulischer Ganztagsbetreuung haben in Baden-Württemberg 3.700 Beschäftigte die Arbeit ganztägig niedergelegt. Auf Kundgebungen und bei Aktionen in zehn Städten demonstrierten die Streikenden für Aufwertung und Entlastung. In Stuttgart und den Landkreisen Rems-Murr, Böblingen und Ludwigsburg, in Mannheim, Ulm, Heilbronn, Esslingen, Friedrichshafen und in Radolfzell am See sind heute aufgrund der Warnstreiks mehrere hundert Einrichtungen geschlossen.

ver.di fordert in der Tarifrunde im Sozial- und Erziehungsdienst für die Beschäftigten in Kitas und Ganztag unter anderem Vor- und Nachbereitungszeiten, damit die Fachkräfte mehr Zeit für die pädagogische Arbeit mit den Kindern haben. Außerdem Zeiten, um Praktikantinnen und Praktikanten zu begleiten, einen Anspruch auf Weiterqualifizierung und die finanzielle Anerkennung der gestiegenen Herausforderungen.

Hanna Binder, stellvertretende ver.di Landesbezirksleiterin, sagte am Mittag in Radolfzell: „Dass ein Viertel der Berufseinsteigerinnen in den ersten fünf Jahren den Arbeitsplatz Kita wieder verlässt, obwohl sie ihren Beruf lieben, hat zwei Gründe: Zu viel Belastung und zu geringe Bezahlung. Sie haben offensichtlich kein großes Problem, Jobs in anderen Branchen zu finden, in denen mit weniger Stress mehr verdient werden kann. Das müssen wir ändern, wenn wir auch künftig ausreichend pädagogisches Fachpersonal in Kitas und Ganztag für unsere Kinder haben wollen.“

Am morgigen Schwerpunkttag in der Behindertenhilfe wird ver.di den Fokus auf die dritte Berufsgruppe im Sozial- und Erziehungsdienst richten.

Um den Druck auf die Arbeitgeber im Vorfeld der dritten und vorerst letzten Verhandlungsrunde Mitte Mai weiter zu erhöhen, wird ver.di am 12. Mai nochmals alle Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst zu einem landesweiten Warnstreik aufrufen.

Aktionen und Warnstreiks in Baden-Württemberg nach ver.di Bezirken:

Rhein-Neckar: Warnstreik am 4. Mai in Mannheim in Kitas und Grundschulbetreuung. Picknick und Kundgebung auf der Neckarwiese zwischen neun und elf Uhr, danach Flash Mob und Aktion auf der Kurpfalzbrücke.

Stuttgart: 4. Mai Warnstreik in Kitas in Stuttgart und in den Landkreisen Ludwigsburg, Rems-Murr, Böblingen. Demo gegen zehn Uhr beim Gewerkschaftshaus zum Rathaus, Aktion Pädagogische Betreuung am Limit gegen elf Uhr vor dem Rathaus, weitere Aktionen in den Landkreisen geplant. 5. Mai Aktion in der Behindertenhilfe in Markgröningen um 15.45 bis 16.15 Uhr.

Ulm-Oberschwaben: 4. Mai ganztägiger Warnstreik Stadt Ulm Kindertagesstätten mit Kundgebung am Weinhof. 5. Mai Warnstreik bei der Lebenshilfe Donau-Iller mit Aktion im Innenhof (Neu-Ulm, Finningerstr.).

Heilbronn-Neckar-Franken: Am 4.5. Branchenstreiktag Erzieher*innen in Heilbronn. Aufgerufen zum Streik sind der Stadt und Landkreis Heilbronn. Beginn Kundgebung gegen 10:00 Uhr auf dem Killiansplatz in Heilbronn, Rednerin Nancy Hehl. Am 5.5. Aktionstag Behindertenhilfe und Streik in den Kitas in Crailsheim, Kundgebung um 9:30 Uhr auf dem Schweinemarktplatz in Crailsheim. Am 6.5. Warnstreik in Schwäbisch Hall und Kupferzell in allen SuE-Bereichen. Kundgebung am ZOB in Schwäbisch Hall gegen neun Uhr.

Südbaden Schwarzwald: Am 4. Mai ist „Streiktag am See“ im Landkreis Konstanz in Radolfzell mit mehreren Hundert Streikenden.

Fils-Neckar-Alb: Mittwoch 4.5.: Warnstreik im Landkreis Esslingen, 10:30 Demo vom Bahnhofplatz zum Rathausplatz, 12:00 Kundgebung am Rathausplatz Esslingen, Redner Martin Gross (ver.di Landesbezirksleiter). Freitag 6.5.: Warnstreik im Landkreis Zollernalb, 11:00 Uhr Kundgebung Marktplatz Balingen, Redner Benjamin Stein (Geschäftsführer).

Die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst der Kommunen gehören zwar zum TVöD, die Eingruppierungsregelungen sowie weiterer Regelungen etwa zum Gesundheitsschutz sind in einem eigenen Tarifvertrag vereinbart, der erstmals 2009 und dann erneut 2015 verhandelt wurde. Bereits 2020 sollte die dritte Runde stattfinden, diese wurde aber wegen der Corona-Pandemie verschoben.

Für ver.di stehen in der Verhandlungsrunde drei Schwerpunkte im Vordergrund. Dazu gehören die Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und die finanzielle Anerkennung der Arbeit. ver.di und die VKA verhandeln für rund 330.000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst der Kommunen. Von den Verhandlungen betroffen sind aber auch zahlreiche Beschäftigte bei anderen Trägern, die die Verhandlungsergebnisse übernehmen.

Hinweis: Die dritte Verhandlungsrunde findet am 16. und 17. Mai in Potsdam, Kongresshotel, Am Luftschiffhafen 1, statt.

Direkt von den Verhandlungen betroffen sind in Baden-Württemberg die kommunal Beschäftigten pädagogischen Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen, in der Schulkindbetreuung, in der Sozialarbeit und der Behindertenhilfe. Alleine in der frühkindlichen Bildung sind damit rund 45.000 Beschäftigte in Baden-Württemberg direkt in kommunalen Einrichtungen betroffen, knapp 60.000 Beschäftigte sind bei Kitas von freien Trägern direkt oder indirekt berührt. Zusammen betreuen sie 473.000 Kinder. Darüber hinaus sind direkt oder indirekt im Land weitere 32.000 Beschäftigte in sozialen Diensten und Einrichtungen von den Verhandlungen betroffen.